Unser RSS Feed FAQ · Reifenempfehlungen · Forum
Ich fahre mit einem Camping-Lastenanhänger

Ich fahre mit einem Camping-Lastenanhänger

Anhängervorstellung, Fahrhinweise, Wartung und Reparatur, Campingtipps in der 2. bearbeiteten Auflage, transpress, VEB Verlag für Verkehrswesen in Berlin von 1980

2.1.2 Abbremsen

2009-12-05 12:07:14 Geändert: 2009-12-05 12:09:14 (2) (Gelesen: 13776)

Das Abbremsen des Anhängerzuges will gekonnt sein, insbesondere das Abbremsen in Gefahrensituationen, denn die in Fahrtrichtung weiterstrebende Masse des Anhängers schiebt ganz einfach das Zugfahrzeug mit der ihr innewohnenden Energie nach vorn. Dieser Schub ist um so größer, je mehr der Anhänger wiegt. Deshalb ist gut beraten, wer immer mit voller Aufmerksamkeit fährt und darum in der Lage ist, den Bremsvorgang rechtzeitig einzuleiten, denn dann kommt der Zug auch an der vorgesehenen Stelle zum Stillstand. Über den Ablauf des Bremsvorgangs soll hier nicht berichtet werden, wohl aber über einige Bremsversuche mit ungebremstem und gebremstem Anhänger am Beispiel des Wartburg 353 mit dem Campinganhänger Intercamp HS. Dabei ergaben sich bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 80 km/h aufschlussreiche Werte. So betrugen die Bremswege

  • bei Solobetrieb, also ohne Anhänger, 44,8 m
  • bei Anhängerbetrieb mit dem erwähnten Anhänger 48,3 m
  • bei Anhängerbetrieb mit dem gleichen Anhänger, aber gesperrter Auflaufbremse 66,6 m

Und das heißt mit anderen Worten: Die Bremswege des Anhängerzuges verlängern sich insbesondere beim Mitführen eines ungebremsten Anhängers um rund 50 Prozent, aber auch bei gebremstem Anhänger nehmen sie gegenüber dem Solofahrzeug um etwa 10 Prozent zu. Für den praktischen Fahrbetrieb mit der hier möglichen Geschwindigkeit des Zuges von 80 km/h heißt das dann auch, hierbei ganz besonders vorausschauend zu fahren, um den vielleicht notwendigen Bremsvorgang wirklich rechtzeitig einleiten zu können.

Verständlich werden uns die vorstehenden Bremswege, wenn wir sie von der physikalischen Seite her betrachten, denn die kinetische Energie (Wk) eines Fahrzeugs, bezogen auf die Anfangsgeschwindigkeit v = o, lässt sich aus der Gleichung

Wk=m/2·v2

errechnen, wobei m die Gesamtmasse in kg und v die Fahrgeschwindigkeit in m/s ist. Macht man diese Rechnung auf, so erhält man beim Wartburg 353 „Tourist" - das Solofahrzeug hat eine Gesamtmasse von 1410 kg und der Anhängerzug eine solche von 2060 kg -eine kinetische Energie von rund 349 000 Nm1 (34900 kpm) für das Solofahrzeug und von rund 510000 Nm (51000 kpm) für den Anhängerzug. Und da jedes Kraftfahrzeug aber nur über eine maximal mögliche Bremsleistung verfügt, dürfte verständlich sein, dass zum Abbremsen der größeren Gesamtmasse des Anhängerzuges auch ein längerer Bremsweg benötigt wird.

1 Nm = Newtonmeter; 1 Nm = 0,102 kpm oder (abgerundet) 10 Nm = 1 kpm

In Tabelle 7 ist versucht worden, die Bremswege in Abhängigkeit von Fahrbahnzustand, Bremsverzögerung bei ungebremstem und bei gebremstem Anhänger darzustellen. Jeder möge sich diese Werte einprägen, denn Sicherheit muss nun einmal zuerst kommen, auch wenn das Urlaubsziel noch so sehr lockt.

Bei jeder Gefahrenbremsung gilt es ja, den Anhängerzug auf dem kürzesten Weg zum Stehen zu bringen. Dafür gibt es nun zwei Methoden. Die erste Methode geht davon aus, dass das Bremspedal solange gefühlvoll getreten wird, bis der Anhängerzug zum Stillstand gekommen ist. Hierbei besteht jedoch immer die Gefahr, dass die Räder überbremst werden, also blockieren, und der Anhängerzug dann unkontrolliert weiterrutscht und dabei schließlich doch seine Spur verlässt, ohne die notwendige Verzögerung erfahren zu haben. Sind die ersten Anzeichen hierfür vorhanden, hilft nur eines: Das Bremspedal ganz kurz loslassen, damit die Räder wieder rollen und somit die Spur halten können, und danach erneut bremsen. Aus dieser Erfahrung hat sich die zweite Methode entwickelt, das so genannte Intervallbremsen. Hierbei wird die Bremse mehrmals hintereinander kurz betätigt und in den Zwischenzeiten das Bremspedal immer wieder gelüftet, so dass die Räder nicht blockieren können, aber doch eine maximale Haftreibung gegenüber der Fahrbahn aufbringen. Das bringt das Gespann mit Sicherheit schneller zum Stehen, als dies bei der ersten Methode mit blockierten Rädern möglich wäre. Aber das muss auf einer freien Strecke unter besonderer Rücksichtnahme auf den evtl. von hinten doch auflaufenden Verkehr geübt werden. Dann klappt es bei Gefahr bestimmt.

Tabelle 7: Bremswege bei Anhängerbetrieb in Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Straßenzustand1)

Straßenzustand Bremsverzögerung (m/s2) Anhänger Geschwindigkeit vor dem Bremsen
      10 20 30 40 50 60  70 80
Fahrtstrecke während 1 Sekunde (m)
3 7 8 11 14 17 20 22
Gesamtstrecke bis zum Stillstand (m)
vereist 0,5... 1 ungebr. 11 37 78 135 207 295 398 516
gebr. 7 21 43 73 110 155 208 268
schmierig 2...3 ungebr. 5 13 26 42 62 86 114 145
gebr. 4 11 20 32 46 63 82 104
naß 3...4 ungebr. 4 11 20 32 46 63 82 104
gebr. 4 10 17 26 38 52 67 84
trocken 4...5 ungebr. 4 10 17 26 38 52 67 84
gebr. 4 9 15 23 33 45 57 71

1) Werte abgerundet

Bewerten - Schlecht Gut · 34 Bewertungen · Note Ausreichend

Meinungen zum Thema

Was ist Ihre Meinung zu diesem Artikel? Bisher wurde hierzu noch keine Meinung abgegeben - aber Sie haben doch bestimmt eine!

Downloads

Sammelsurium
Schaltpläne
Sounds
Spaß und Spiel
Programme speziell für den Trabant
Videos
Trabant 1.1
Anhänger
Trabant Kübel