1970-01-01 01:00:00 Geändert: 2008-09-04 17:44:06 (2) (Gelesen: 10822)
Dass man auch ein Trabitreffen organisieren kann, ohne ein Trabi-Club zu sein, bewies die Firma Lohse aus Elsterwerda. Sie feierte ihr 65-jähriges Bestehen und zeigte in einer Ausstellung auf dem Firmengelände ihre bisherigen Aktivitäten. Sicher, es war doch sehr ungewöhnlich, eben anders als auf bisherigen Trabi-Treffs, aber nicht unbedingt negativ. Sogar das Wetter spielte einigermaßen mit. Nach einer herrlichen, sonnenverwöhnten Fahrt durch die vielen kleinen Ortschaften, die malerisch und sich frühlingshaft gebend unseren Weg säumten, kam das Trabiteam Löbau-Zittau nach nur kurzem Suchen in Elsterwerda an und gleich hier der einzige Minuspunkt, den das Team für dieses Treffen vergeben will: die Ausschilderung war nicht so prall. Aber trotzdem, wen verwundert's, zuckelten vier Zittauer/Görlitzer Trabis auf eine ziemlich holprige Wiese (das hat manchem den Spoiler gekostet, gell?). Tja, und dann? Keine Begrüßung - durch wen denn auch? Ok, kein Trabi-Club - das bekamen wir dann später heraus - und demzufolge keine Trabi-Etikette. Es wurde nicht einmal der Unkostenbeitrag von einer DeMark gefordert. Das Team machte sich nach der Platzinbesitznahme daran, das Gelände zu sondieren. Man muss ja mal schauen, was so alles geboten wird. Hoheitliches Nicken hier und da bei unserem ersten Rundgang, viele bekannte Gesichter - ach übrigens, die offizielle Teilnehmerzahl lag bei knapp über 60 Trabis, kein schlechtes Ergebnis für ein Treffen, das aus einer Laune heraus geboren wurde, nicht wahr? Das nahe Frühlingsfest, ein mittelgroßer Rummel, hatte eine Verkaufsbude für Schmuck und bunte Tücher bis vor die Tore der Autolackiererei Lohse gelockt. Auch einige Ersatzteilhändler waren angereist und boten ihre überteuerten Waren an. Wie sonst, so fragt sich das Team, kommt ein Preis von 30 DM für eine (immerhin neuwertige) Handschuhklappe zustande? Sicher, wenn die Clubs ein eigenes, reichhaltiges Ersatzteil-Lager unterhalten, ist der Käufer selber schuld, wenn er hier ohne zu murren den geforderten Preis bezahlt. Wahrscheinlich war er zu ungeduldig, denn solche Teile kommen immer mal wieder rein. Egal. Reges Interesse fand bei der Laufkundschaft die Modeschau, an der die erotikverwöhnten Löbau-Zittauer wenig Interesse zeigte. Meinereiner zog es da eher zum Tattoo - Anbieter - aber leider hatte ich nicht so viel Kleingeld einstecken (grins - meine Managerin passte tierisch auf, dass ich da keine Dummheiten mache). Ok, die eingesparten 500 bis 600 Märker für ein Tattoo könnte ich ja auf dem Rummel ausgeben, dachte ich so bei mir. Zwischenzeitlich bimmelte bei mein Telefon und der große Chef, unsere Nummer eins - Sandro (wer es nicht weiß -> gletscherblau und blond) - wollte wissen, was er denn versäumen würde. Der Ärmste hatte einen Arm in Gips und keinen Fahrer gefunden. Er saß wie auf glühenden Kohlen zu hause herum und versuchte, irgendwie zum Treffen zu kommen. Wer ihn kennt, weiß, was es für ihn bedeutet, nicht auf ein Treffen fahren zu können. Hier sei vorweggenommen, dass er es schaffte, einen Fahrer zu aufzutreiben. Dazu aber später mehr. Nachdem das Team die ersten Eindrücke verarbeitet hatte, wurde ein vorläufiger Schlachtplan ausgearbeitet. Erst mal einen kleinen Snack, danach Lager aufschlagen (denn es war am Anfang nicht klar gewesen, ob man denn übernachten wollte) und dann mal den Rummel (das Frühlingsfest) erkunden. Schnell zog der Duft unserer Bratwürste über unser Lager und dann hatte jeder Hunger. Dazu gab es natürlich wieder jede Menge Zaubertrank (Eibauer Schwarzbier - wenn auch Ritchi eine andere Sorte bevorzugt), wovon im Laufe des Tages einiges über die Lippen in gierige Mägen rutschte. Schließlich war ein Verdauungsspaziergang angesagt. Zwischenzeitlich gesellten sich einige Mitglieder des Freitaler Clubs in unsere gemütliche Runde. Ein guter Plausch gehört natürlich dazu. An dieser Stelle vielleicht mal einen herzlichen Gruß an den Freitaler Club (Winke-Winke). Mit vollem Magen begaben sich die Member des TTLZ zu den übrigen Festivitäten. Das Riesenrad lockte, einige Bilder aus luftiger Höhe vom Trabi-Treff zu schießen. Hoffentlich werden die Bilder was, war die einhellige Besorgnis aller ehrenamtlicher Fotoknipser. Denn die Trabis auf dem Platz waren nicht viel größer als Stecknadelköpfe aus dieser Höhe. Nun ja, es gab noch viele andere Motive auf den Film zu bannen und jede Menge Impressionen einzufangen. Der nachfolgende Spaziergang über den Festplatz offenbarte einige Schießbuden, unzählige Verkaufsbuden und eine furchtbar lange Schlange vor dem Eisverkäufer. Und was ist das? Fassbrause? Böse, hämische Gedanken an den verhinderten Sandro, der ein großer Fan von diesem Zaubertrank ist. Heiko jedenfalls ließ es sich nicht nehmen, der erste (und ich glaube er war der einzige) mit einem Becher des roten Saftes den Rundgang weiterzuführen. Ich selbst kam über einen Becher Kaffee nicht hinaus. Richtige Schnäppchen waren kaum zu machen, nur die Leseratten kamen auf ihre Kosten, denn ein sehr sympathischer Mensch mit einem drolligen Vierbeiner, der nur ans Fressen dachte (ne, es war nicht Garfield), machte gerne einen Sonderpreis für die gebrauchten Bücher. Warum nicht, dachte ich und packte zweimal Grisham zum Supersparpreis ein und war zufrieden, dass ich die abendliche Bettlektüre sicher unter dem Arm über den Platz tragen konnte. Ansonsten war nicht allzu viel aufregendes zu entdecken und nach einem kleinen Umweg zum Zuckerwatte-Verkäufer - meine bessere Hälfte wollte unbedingt Zuckerwatte haben - machten wir uns auf den Rückweg. So viel Stöbern macht natürlich durstig, besonders, wenn die Temperaturen derart sommerlich sind. Wie sommerlich sie waren, zeigte sich an Franks Nacken, der schon bedenklich rot war. Zwar kam hin und wieder ein kalter Wind auf, aber im allgemeinen war es sehr gemütlich in der Runde. Schade war nur, dass die Freitaler nicht so gut informiert gewesen waren - sie hatten eine Übernachtung nicht eingeplant. Aber da waren sie nicht die einzigsten - denn auch einige andere Clubs brachen bei Zeiten das Lager ab und machten sich auf den Heimweg. Hey, es gab am Sonntag doch noch die Trabi-Prämierung! Nebenbei bemerkt: von den Trabi-Wettbewerben war nicht viel zu merken. Gab es denn den angekündigten Quiz? Wo fand der Radwechsel-Wettbewerb statt? Das Team jedenfalls machte sich einen gemütlichen Tag, lediglich unterbrochen von einem eifrigen Knipser einer Lokalzeitung. Ein wenig Fachsimpeln, ein wenig Durst löschen und bald merkte ich mit Entsetzen, dass mein Biervorrat zur Neige ging. Und hier kommt nun Sandro ins Spiel. Denn der rief an und verkündete, dass er auf dem Weg sei und, was sehr wichtig ist, dass er einen ganzen Kasten Eibauer im Gepäck habe. Nun, dachte ich freudestrahlend, der Abend ist gerettet. Gegen 20 Uhr wolle er eintrudeln. Der Nachmittag wurde merklich kühler und als es doch ein wenig ungemütlich wurde, beschloss das Team, an den aufgestellten Tischen in der Halle der Firma Lohse bei ein paar hellen Bier den Abend zu beschließen, bis Sandro mit dem begehrten Gerstensaft auftauchen wollte. Beinahe pünktlich, jedenfalls rechtzeitig für meinen Gaumen, rutschten Maren und Sandro in unsere gemütliche Runde. Irgendwie bekam ich nicht mit, dass es immer später wurde, merkte nur, wie gut das heimische Bier schmeckt und wurde Opfer eigener Selbstüberschätzung. Die Folgen spürte ich aber erst am nächsten Morgen. Zunächst galt es, in bester Alkohollaune die Eigentümer der Firma Lohse zu einem netten Plausch und echtem Lausitzer Dunkel einzuladen. Sicher, sie erzählten eine Menge, aber wer kann sich das alles merken, wenn man so viele Flaschen geleert hat und der Abend immer später wurde? Was ich noch sicher weiß ist, dass der gute Mann schon immer Trabis repariert hat und sich spontan dazu entschlossen hatte, einfach mal so ein Trabi-Treffen zu organisieren. Und, was wichtig ist, er plant für das nächste Jahr ein weiteres Treffen. Immerhin hat er sich unsere Verbesserungsvorschläge, unter anderem wegen der mangelnden Beschilderung, geduldig angehört. Irgendwann des Nachtens hatte auch ich genug - wohl eher zu viel. Es hatte in der Zwischenzeit aus dem dunklen Himmel geregnet - das hatte ich schon bei der Betrachtung des Feuerwerkes bemerkt und stapfte durch einige mitunter tiefe Pfützen zum Lager zurück und fand sogar auf Anhieb mein Zelt. Dort ratzte schon meine bessere Hälfte und ich bemühte mich, so leise wie möglich in meinen Schlafsack zu kommen, den ich dann etliche Stunden nicht verlassen wollte, geschweige denn, dass ich das überhaupt konnte. Der folgende Tag begann mit mehr oder weniger lauten, bzw. leisen Stimmen und Geräuschen, die mir sehr schnell klarmachten, dass ich gar nicht erst versuchen sollte, zeitig aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Hämmernde Kopfschmerzen waren die Strafe für den nächtlichen Alkoholexzess und als ich es endlich schaffte, mich aus der zärtlichen Umklammerung des Zeltes zu schälen, brauchte ich für reichlich Spott nicht zu sorgen. Der kam von ganz alleine. Weder der Kaffee schmeckte so richtig, noch die Zigarette und ich war heilfroh, dass andere die Zelte und das Lager abbauten. Alles, wofür ich noch Gedanken hatte war, mit möglichst wenig Bewegung auf den Beifahrersitz meines Trabis zu kommen, damit man meine sterblichen Überreste gen Heimat kutschieren konnte, sehr zur allgemeinen Erheiterung. Und ehrlich gesagt, von der Rückfahrt habe ich nichts mitbekommen.
Bericht von Tom Sänger alias Pom Pom