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Selbst geholfen

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Unsere Serie für den Hobby-Schrauber

Spurhaltung des Trabant 601

2009-07-07 09:28:01 Geändert: 2009-07-07 09:45:00 (3) (Gelesen: 25697)
Ermitteln des Sturzes mit einem Fadenlot

Das Fadenlot wird so befestigt, dass es senkrecht zur Achsmitte herunterhängt. Gemessen werden die Abstände A und B vom Faden zum Felgenhorn. Aus der Differenz A - B ergibt sich der Sturz, der beim Trabant 16 mm betragen soll.

Es muss zunächst davon ausgegangen werden, dass die im VEB Sachsenring gefertigten Fahrzeuge in vollem Umfang den Erfordernissen im Hinblick auf gute Straßenlage und Spurhaltung entsprechen. Die Vertragswerkstätten haben darüber hinaus die Aufgabe, im Rahmen der vorgeschriebenen Durchsichten die erforderlichen Prüfungen durchzuführen und eventuell im Betrieb eingetretene Abweichungen zu korrigieren. Dies gilt im besonderen für die Radstellung vorn, also für die Vorspur und den Radsturz. Verschiedentlich stellten Trabant-Fahrer fest, dass der Wagen auf ebener Straße stark einseitig zog und deshalb ständig gegengelenkt werden musste. Die Untersuchungen an solchen Fahrzeugen ergaben folgende Fehlerquellen:

1. Falsche Spurwerte

Nicht nur größere oder kleinere Vorspurwerte als vom Werk vorgeschrieben wirken sich negativ aus. Auch eine ungleichmäßige Verteilung der Vorspur links zu rechts kann die Ursache für einseitiges Ziehen sein. Bei Korrekturen der Vorspur ist deshalb zu gewährleisten, daß sich bei Geradeausfahrt nach wie vor der Lenkstock und das Lenkrad in der Mittelstellung befinden (Speichen annähernd in Horizontallage).

2. Lenkung und Reifen

Eine schwergängige Lenkung, eine fehlerhafte Einstellung des Lenkstockes und Abweichungen vom vorgeschriebenen Reifen-Luftdruck beeinflussen den Geradeauslauf. Unterschiedlich abgefahrene Reifen auf der Vorderachse sowie Reifen unterschiedlicher Bauart haben links und rechts ungleiche Abrollumfänge zur Folge, die ebenfalls ein einseitiges Ziehen bewirken.

3. Radstand und Bremsen

Unterschiedliche Radstände links und rechts, also unterschiedliche Abstände zwischen dem Vorderrad und Hinterrad (gemessen von Achsmitte zu Achsmitte bei geradeaus stehenden Vorderrädern) können einseitiges Ziehen verursachen, ebenso nicht frei laufende Bremstrommeln.
Diese Untersuchungen der Spur, Lenkung und Reifen, des Radstandes und der Bremsen sind zunächst erforderlich, um einige mögliche Fehlerquellen festzustellen oder zumindest mit Sicherheit auszuschließen. Die Hauptursache eines starken einseitigen Ziehens - meist nach links - ist jedoch der Radsturz vorn.

4. Unterschiedlicher Radsturz

Es ist allgemein bekannt, dass bei allen Fahrzeugtypen ein mehr oder weniger starkes einseitiges Ziehen durch einen anormal großen Sturzunterschied rechts zu links verursacht wird. Das Fahrzeug zieht dann nach der Seite, wo der Sturz am größten ist. Das trifft auch für den Trabant 601 zu. Begünstigt wird das noch dadurch, dass sich auf Grund der niedrigen Fahrzeugmasse und des relativ kurzen Radstandes jede einseitige größere Masseverlagerung beim Sturz vorn auswirkt. Daraus resultiert bereits ein geringfügiges, jedoch ungefährliches einseitiges Ziehen. Wenn also der Fahrer sehr „schwer-gewichtig" ist, kann der Wagen unter Umständen bereits nach links ziehen. In solchen Fällen muss anhand einer Probefahrt mit zwei Personen und der Bewertung der Radsturzprüfung eingeschätzt werden, ob eine Korrektur des Sturzes zweckmäßig ist.

5. Sturzprüfung

Genaue Werte lassen sich nur mit einem optischen Meßgerät ermitteln. Als für die Praxis ausreichende Meßmethode hat sich jedoch die „Fadenlotmethode" bewährt, wobei jedoch das unbelastete Fahrzeug auf einer ebenen waagerechten Fläche stehen muß, sonst ergeben sich unreale Werte. Die Differenz der beiden Abstandsmaße ergeben den Sturz in mm. Die Messung erfolgt auf beiden Seiten unter gleichen Bedingungen, wobei der Sturz bei 16 ± 3 mm liegen soll (entspricht 2° 30' ±0° 30'). Das Fahrzeug ist bei dieser Messung unbelastet, also leer.

Ausgehend von den Werkserfahrungen sollten bei der Bewertung folgende Erkenntnisse Berücksichtigung finden: Ein Idealfall liegt vor, wenn auf beiden Seiten der Sturz gleich groß ist. Besonders große Maßabweichungen vom Wert 16 mm müssen genau untersucht werden (einseitiges Durchsetzen bzw. Bruch der Vorderfeder, deformierte Lenkerarme, Verschleiß von Silentbuchsen und Achsschenkellagerung).
Geringfügiges einseitiges Ziehen nach links bei einseitiger Belastung (z.B. nur durch den Fahrer) muss nicht korrigiert werden.

Starkes einseitiges Ziehen, welches sich auch bei der Vermessung durch einen sehr großen Sturzunterschied links zu rechts darstellt, erfordert eine Sturzkorrektur mit der Zielstellung, bei beiden Vorderrädern möglichst gleich große Sturzwerte zu erreichen.

6. Korrektur des Sturzes

Alle erforderlichen Arbeiten zur Sturzkorrektur sind im Reparaturhandbuch des Trabant 601 unter „Fahrgestellarbeiten" beschrieben. Konkret geht es darum, die auf Grund von zulässigen Fertigungstoleranzen am Hilfsrahmen, Achsschenkel, Querlenker und Vorderfeder eingetretenen zu großen Sturzunterschiede rechts zu links mit möglichst geringem Aufwand zu beeinflussen. Man prüft deshalb nicht jedes Einzelteil, weil dies unter Werkstattbedingungen gar nicht möglich ist, sondern man korrigiert die Lage der Vorderfeder. Dazu wird die Vorderfeder demontiert, und am Hilfsrahmen ist die Aufnahmebohrung für die Feder (Herzbolzen) als Langloch zu gestalten. Damit ist es möglich, die Vorderfeder seitlich zu versetzen, um gleiche Sturzwerte auf beiden Seiten zu erhalten. Diese Reparaturmethode hat sich seit vielen Jahren gut bewährt und führt zu einem vollen Erfolg.

Quelle: DDS 3/1985

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