Fahrbericht Trabant P601L - Fahrwerk
Bei der Straßenlage indes sind wir ganz d'accord mit dem Fahrbericht von 1966 ("Das billigste Auto Europas"): Sie ist abenteuerlich. Die Schuld suchen wir auch im neuen Jahrtausend zuerst an den Reifen: Warum Barum? Das Haftungsvermögen dieser Ossi-Pneus ist äußerst beschränkt. Immerhin bleibt der Trabbi ein braver Untersteuerer und bremst sich dabei erheblich ab – bis womöglich der Reifen des ultrabreiten Formats 145/13 von der Felge springt. Bei unserer etwas engagierteren Kreisfahrt jedenfalls drohte das Felgenhorn mit dem Asphalt Kontakt aufzunehmen. Da trifft es sich gut, dass die extrem schwer gängige Lenkung allzu dynamische Kurvenmanöver bereits im Ansatz unterbindet.
Als zwiespältig erweisen sich die Trommelbremsen. Bei der ersten Betätigung fürchtet der Verzögerungswillige zunächst, das falsche Pedal erwischt zu haben: Es tut sich nichts. Tritt der Bremsfuß in der Folge fester zu, drücken sich die vorne Sitzenden urplötzlich die Nasen an der Frontscheibe platt. Akustisch äußert sich die Verzögerung zudem überdeutlich: Das markerschütternde Gequietsche lässt Passanten, die gerade einen Fuß auf den Zebrastreifen gesetzt haben, blitzartig wieder Schutz auf dem Trottoir suchen.
Auch Fahren auf der Autobahn erfordert Gewöhnung, weil die schmale Spur und die Fahrradreifen den Trabi in jede Spurrinne wieseln lassen.
So lässt der Trabant-Reisende am besten alle Eile fahren und freut sich am elementaren Fahrerlebnis sowie jedem Kilometer, den er der Straße abgetrotzt hat.
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