080 Unnormaler Reifenverschleiß
Stellt man bei den turnusmäßigen Durchsichten des Fahrzeugs fest, dass sich die Reifen an Vorder- und Hinterachse verstärkt, aber ungleichmäßig abnutzen, sollte man in hartnäckigen Fällen eine Diagnosestation aufsuchen und hier die Achsen optisch vermessen lassen. Es könnten durchaus Sturz und Vorspur der einzelnen Räder nicht mehr stimmen. In leichten Fällen kann man sich selber helfen oder von der Vertragswerkstatt helfen lassen.
Vorspur: Eine nicht stimmende Vorspur der Vorderräder bewirkt, dass sich, wie in Tabelle 2.2 nachgewiesen, Diagonalreifen bei Überschreitung des Sollwertes von 5 bis 7 mm und Radialreifen bei Überschreitung des Sollwertes von 2 bis 4 mm verstärkt abnutzen. Bei Diagonalreifen verschleißen besonders die Innenkanten, bei Radialreifen die Außenkanten.
Sturz: Mit der im Abschnitt "Vorderachse" beschriebenen Methode ist der Sturz der Vorderräder in Selbsthilfe annähernd festzustellen. Genaue Werte kann jedoch nur die schon erwähnte Diagnosestation mittels spezieller optischer Messgeräte ermitteln. Ein typisches Zeichen für Sturzabweichungen ist, dass sich der Reifen des betreffenden Rades verstärkt abnutzt.
Stoßdämpfer: Defekte Stoßdämpfer führen bei längerem Betrieb des Fahrzeugs in diesem Zustand zu typischen Reifenauswaschungen (handgroße abgeflachte Stellen im Profil, über den Reifenumfang gleichmäßig verteilt)und damit zu erhöhtem Reifenverschleiß. Besonders an den Reifen der Hinterachse ist das zu beobachten, wenn das Fahrzeug mit defekten Stoßdämpfern über längere Zeit und in der Regel ja auch unbelastet gefahren worden ist.
081 Klappergeräusche im Vorderwagen
Treten am Trabant klappernde Geräusche auf, so kann das vielseitige Ursachen haben. Mal ist es der Heizungsgeräuschdämpfer, der gegen das Signalhorn schlägt, mal die schwarze Bodenwanne unterhalb der Stoßstange, wenn sich ihre mittlere Halteschraube gelöst hat, mal die Abgasanlage, deren Halteschrauben sich auch recht gern lösen, mal der Plastegriff auf dem Schalthebel des Hycomat u. a. m. Dennoch sollte man recht bald feststellen, was eigentlich klappert, können sich dahinter doch ernst zu nehmende Ursachen verbergen, die eine schnelle Abhilfe (um den Schaden nicht erst groß werden zu lassen) erfordern.
Eine bewährte Methode ist, festzustellen, ob das Geräusch drehzahlabhängig, drehzahlunabhängig oder abhängig von den Fahrbahnunebenheiten auftritt. Meist ist bei Störungen an den Elementen des Fahrwerks letzteres der Fall.Zweckmäßigerweise geht man bei der Suche nach der Geräuschquelle darum auch folgendermaßen vor:
- Kontrolle im Motorraum auf evtl. vorhandene Scheuerstellen an den einzelnen Aggregaten, z. B. durch anschlagende Seilzüge, unsachgemäße Montage von Vorschall- und Heizungsgeräuschdämpfer, lockerer Batterie oder Batteriekabeln, knarrenden Heizluftschlauch u. a. m.
- Kontrolle des Festsitzes aller Schraubverbindungen, insbesondere an der Abgasanlage.
- Kontrolle der Rad- und Schwenklager auf übermäßige Spiele (vgl. Abschnitt "Fahrwerk").
- Kontrolle der Stoßdämpfer auf Festsitz und Funktion (Ölspuren am Gehäuse).
- Kontrolle der Silentbuchsen an Vorderfeder und Querlenkern auf Verschleiß (vgl. Abschnitt "Fahrwerk").
Ist keine Scheuerstelle zu entdecken, werden vorsorglich die Federn sowie alle anderen beweglichen Fahrwerksteile mit Graphitlösung eingesprüht. Das behebt meist den Schaden solange, bis das Öl verbraucht (abgewaschen) ist und sich die Geräusche erneut bemerkbar machen. Darum ist es auch kein Grund zum Verzweifeln, wenn man beim ersten Anlauf keinen Erfolg hatte. Beim zweiten Mal klappt es bestimmt, und die Geräusche sind dann verschwunden.
082 Bremspedal lässt sich zu weit durchtreten
Mängel an der Bremsanlage sind naturgemäß besonders kritisch zu betrachten, denn hinter jeder Abweichung vom Normalen muss eine Störung vermutet werden, die das Fahrzeug im Sinne des § 8 StVO betriebsunfähig macht. Stellt man während der Fahrt so etwas fest, ist die Lokalisierung des Fehlers an Ort und Stelle notwendig und der Fehler entweder in Selbsthilfe oder mit fremder Hilfe (Kfz-Hilfsdienst) zu beseitigen. Vorsichtig weitergefahren werden bis zur nächsten Vertragswerkstatt darf nur, wenn noch Bremswirkung vorhanden ist.
Ursachen für einen zu großen Leerhub des Bremspedals können sein:
- Eine lose Kontermutter am Gabelkopf des Stößels und dadurch ein zu großes Stößelspiel.
- Ein defektes Vordruckventil im Hauptbremszylinder.
- Luft in der Bremsanlage.
- Ausfall eines Bremskreises bei den neueren Trabant.
Abhilfe ist in den einzelnen Fällen durch folgende Maßnahmen möglich:
Zu 1.: Das Stößelspiel ist am Gabelkopf des Stößels neu einzustellen und die Gabel mittels der Kontermutter anschließend wieder zu sichern. Ein Drehen des Gabelkopfes nach rechts ergibt ein größeres Spiel, ein Drehen nach links ein kleineres Spiel. Das richtige Spiel ist gefunden, wenn es zwischen Kolben und Stößel 1 bis 2 mm beträgt.
Zu 2.: Dieser Fehler kann nur vermutet werden, liegt er doch im Hauptbremszylinder. Es ist in der Regel das Kappenventil defekt. das den zum Ansprechen der Radbremsen erforderlichen Vordruck im Bremssystem aufrechterhält. Man kann somit nur vorsichtig bis zur nächsten Werkstatt weiterfahren und hier den Schaden beheben lassen.
Zu 3.: Ist aus irgendeinem Grunde Luft in die Bremsanlage hineingeraten, vergrößert sich der Pedalweg gleichfalls, und die Bremse lässt sich bei wiederholtem Treten des Pedals aufpumpen. Das heißt, nach jedem Niedertreten des Pedals wird der Weg etwas kürzer. Prüft man das bei stehendem Fahrzeug, so spürt man bei kräftigem Niedertreten des Pedals nicht den Punkt, an dem die Bremse anspricht, sich also die Bremsbacken an die Bremstrommeln anlegen,sondern stellt fest, dass das Pedal "federt". Abhilfe bringt nur das Entlüften der Bremsanlage. Im Abschnitt "Bremsanlage" ist beschrieben,wie es gemacht wird. Zweckmäßigerweise lässt man das aus Sicherheitsgründen jedoch in der Vertragswerkstatt bei der vielleicht sowieso gerade fälligen Durchsicht des Fahrzeuges mit erledigen.
Zu 4.: Ist bei den neueren Trabant ein Bremskreis ausgefallen, lässt sich das Bremspedal ganz plötzlich viel weiter als normal durchtreten. Zusätzlich ist die Bremswirkung erheblich verringert. In einem solchen Falle hilft im Gefahrenfalle kein Aufpumpen der Bremse durch mehrmaliges Durchtreten des Bremspedals, sondern nur das kräftige Niedertreten desselben mit höchster Fußkraft, um die erforderliche Bremsverzögerung des Fahrzeugs zu erreichen.Die Fahrt darf in einem solchen Falle nur mit äußerster Vorsicht bis zur nächsten Werkstatt fortgesetzt werden.
083 Bremspedalweg ist zu gering - Radbremsen werden heiß
Für einen zu geringen Weg des Bremspedals, der in Normalfall ja ca. 50 mm beträgt und wobei die Radbremsen gewöhnlich heiß werden, gibt es im wesentlichen zwei Ursachen. Einmal kann das schon erwähnte Stößelspiel (vielleicht bei der letzten Selbstdurchsicht des Fahrzeugs) zu klein eingestellt worden sein oder der Stößel sogar unter Vorspannung stehen, zum anderen kann die automatische Nachstelleinrichtung an den Radbremsen infolge Korrosion "hängen". In einem solchen Falle kann man nur folgendes tun:
Ist das Stößelspiel zu klein - es muss unbedingt 1 bis 2 mm betragen -, oder steht der Stößel infolge überhaupt keinen Spieles ständig unter einem gewissen Vordruck, liegen die Bremsbacken an den Bremstrommeln bereits leicht an, ohne dass das Bremspedal betätigt wurde. Die Folge ist, dass die Bremsbacken aller vier Räder an den Bremstrommeln schleifen, die Radbremsen heiß und die Bremsbeläge zerstört werden. Legt man einen Finger auf die Radfelgen, bemerkt man das; sie sind regelrecht heiß. Entdeckt man diesen Schaden rechtzeitig - man glaubt zuerst, der Motor "ziehe" nicht mehr richtig -, lässt er sich durch das Wiederherstellen das richtigen Stößelspiels korrigieren. Ist man jedoch schon längere Zeit mit diesem Fehler gefahren, könnten die Bremsbeläge bereits soweit verschlissen sein, dass die Bremsbacken in der Vertragswerkstatt erneuert werden müssen. Dieser Auftrag ist insbesondere dann fällig, wenn die Bremsbeläge bereits rau und krümelig (Prüfen durch Schaben mit einem Schraubendreher) geworden sind (Bild 2.80). Zu verbinden ist eine Kontrolle der Bremsbeläge unbedingt mit dem Überprüfen der Radbremszylinder. Auch ihre Gummimanschetten könnten durch die zu heiß gewordenen Bremsen verschlissen sein. Im Abschnitt "Bremsanlage" ist beschrieben, wie die Bremstrommeln abgezogen werden.
Bei blockierenden automatischen Nachstellungen - in der Regel durch Korrosion hervorgerufen - äußert sich der Schaden derart, dass bei betroffenem Vorderrad das Fahrzeug beim Bremsen schief zieht bzw. an dem betroffenen Hinterrad überhaupt keine Bremswirkung mehr vorhanden ist.
Die automatische Nachstellung kann nach dem Abziehen der Radnabe mit einigen Tropfen Öl wieder gangbar gemacht werden. Man überlässt diese Arbeit - es ist ein Radnabenabzieher erforderlich - möglichst der Vertragswerkstatt.
Bei der Zweikreisbremsanlage ist der Pedalweg im Störungsfalle größer; bei Ausfall eines Bremskreises muss das Pedal fast bis um Bodenblech durchgetreten werden. An allgemeinen Erfahrungen im Umgang mit der Bremse sei noch folgendes vermittelt:
Nicht nur Anfängern im Autofahren passiert es, dass sie beim Abfahren vergessen, die Handbremse voll oder überhaupt zu lösen. Bemerkt wird das meist erst dadurch, dass es im Fahrzeug nach verbrannten Bremsbelägen riecht. In einem solchen Falle hält man nur kurz an, überprüft durch Handauflegen die beiden hinteren Radfelgen und setzt bei voll gelöster Handbremse die Fahrt vorsichtig und ohne die Bremsanlage zu betätigen fort. Die überhitzten Radbremsen kühlen sich durch den Fahrtwind besser ab als bei stehendem Fahrzeug. Hinzu kommt, dass man die Gummimanschetten der Radbremszylinder dadurch meist funktionstüchtig erhält. Unbedingt notwendig ist in der nächsten Werkstatt aber eine Kontrolle der beiden hinteren Radbremsen einschließlich der Radbremszylinder. Es könnte sein, dass Bremsbacken und Radbremszylinder dennoch erneuert werden müssen.
Ebenso kann natürlich eine zu straff eingestellte Handbremse zu den dargelegten< Schäden an den hinteren Radbremsen führen. Man stellt diese daher immer nur so ein, wie im Abschnitt "Bremsanlage" beschrieben.
Bremsschäden dieser unnötigen Art lassen sich im übrigen vermeiden, wenn man sich angewöhnt, nach den ersten hundert Metern Fahrt noch einmal nach Handbremse und Startvergaserzug (Choke) zu greifen, um zu sehen, ob erstere wirklich voll gelöst und letzterer voll hinein geschoben ist. Man macht das nach einiger Zeit dann schon gewohnheitsmäßig und hat hiernach zumindest die Gewissheit, das auch auf diesen beiden Gebieten "alles stimmt".
084 Bremse 'zieht'
Beim Abbremsen des Fahrzeugs im normalen Fahrbetrieb "zieht" die Betriebsbremse (Fußbremse) in der Regel immer ordentlich, d. h., das Fahrzeug wird gleichmäßig abgebremst und bleibt auch in der Spur. Die Folge ist, dass der Fahrer meint, ein Fahrzeug mit intakter Bremsanlage zu besitzen. Muss aber einmal plötzlich und meist ja auch noch aus höherer Geschwindigkeit heraus scharf gebremst werden, zeigen sich u. U. alle an der Bremsanlage vorhandenen Mängel wie Schief ziehen des Fahrzeugs nach links oder rechts u. a. m. Dem vorbeugend und auch, um Gewissheit über die Wirksamkeit der Betriebsbremse (Fußbremse) zu erhalten, sollte man auf freier Fahrbahn (um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden) ab und zu eine Bremsprobe machen. Zieht das Fahrzeug hierbei nach links oder rechts, sind die Radbremsen zu kontrollieren. Sie können infolge Undichtheit der Manschetten der Radbremszylinder oder der Radialwellendichtringe der Radlager schon leicht verölt und damit in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt sein. Die Folge ist dann eben das Schief ziehen. Zieht das Fahrzeug nach links, ist meist die vordere rechte Radbremse verölt, zieht es nach rechts, die vordere linke Radbremse.
Abhilfe ist in solchen Fällen dringend geboten, am besten durch die Vertragswerkstatt. Hier werden dann zweckmäßigerweise die Manschetten der Radbremszylinder, die Bremsbacken und die Radialwellendichtringe erneuert. Alle anderen in Kraftfahrerkreisen gewöhnlich recht gern diskutierten und empfohlenen Hilfsmaßnahmen wie Aufrauen der Beläge, Auswaschen mit Spiritus u.a. m. sind wenig Erfolg versprechend. Einmal in die Bremsbeläge eingedrungenes Fett (aus den Radlagern) lässt sich mit keinem Mittel und nach keiner Methode wieder beseitigen.