Ereignisse am 21.11.
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21.11.1960 -
- Papierdichtung in Radlagerverschraubung 21.11.1967 -
- Fußmatte mit verbessertem Material
Neue Ostalgie-Welle rollt
Unternehmer Rico Heinzig ist völlig überrascht, wie viele Menschen sich bereits für seine Touren mit dem Trabi interessieren. Eigentlich müsse er den Machern von "Good Bye, Lenin!" für die Marketinghilfe Geld überweisen, meint der Dresdner, der künftig regelmäßig Trabis durch Berlin rollen lassen will. "Es übersteigt meine kühnsten Erwartungen." Zu den Passagieren gehören nicht nur Touristen, sondern auch viele Ostdeutsche, die 13 Jahre nach dem Mauerfall wieder über die Trabis in panama-grün und papyrus-weiß lachen können, wie Heinzig sagt.
Ostalgie hat sich längst auch als Teil der Retro-Bewegung etabliert. So wie Nenas Haarschnitt wieder Mode ist, sind heute Ost- Trainingsjacken in den Second-Hand-Läden begehrt und teuer. In Berliner Clubs wie dem "Popzentrum Transit" läuft Beatmusik unter dem Motto "Gute Laune aus der DDR"; es gibt Quiz-Spiele mit Fragen rund um Broiler und FDJ-Hemd sowie ein Plattenbau-Quartett. Und seit "Good Bye, Lenin!", in dem die DDR wieder aufersteht, machen Fernsehsender und Fotografen verstärkt Jagd nach Motiven, die nach Osten und Sozialismus aussehen.
Auch im Westen rollt die Ostalgie-Welle weiter: In Stuttgart öffnete im Sommer ein Laden, der Spezialitäten wie Halberstädter Würstchen und Schlagersüß-Schokoladentafeln verkauft. In Berlin machte Cord Woywodt, der Erfinder der "Faltplatte", von sich reden. Seine Miniaturmodelle der DDR-Bauten gibt es mittlerweile sogar in Holland und in der Schweiz zu kaufen. Der Architekt, der ursprünglich aus Celle kommt, wollte schlicht der "Platte" ein Denkmal setzen, er sieht es nicht als Ostalgie-Produkt. Die beiden Papp-Modelle verkauften sich je 3000 Mal, weit mehr, als Woywodt erwartet hat. Vielleicht liege das ja schlicht an der Absurdität der Idee, meint er. "Ich weiß es wirklich nicht."
Die Ankündigung, der DDR einen Themenpark zu widmen, sorgte vor kurzem für großen Wirbel. In Köpenick soll der Alltag, vom Pionierlied bis zur DDR-Nachrichtensendung "Aktuellen Kamera", dokumentiert werden. Noch ist das Projekt, für das "Wessis" verantwortlich zeichnen, in der Planungsphase. Der Veranstalter, die Massine Productions GmbH, will sich aber nicht über die DDR lustig machen. "Das Ganze soll inhaltlich korrekt sein und einen fundierten historischen Hintergrund haben", sagt Kunsthistorikerin Susanna Reich.
Nicht allen gefällt die Ostalgie rund um "Good Bye, Lenin!". Meist seien es die "jungen Banker, Webdesigner und Werbefuzzis aus dem Westen", die in FDJ-Blauhemden ins Kino gingen, schreibt die "Frankfurter Rundschau". "Die Zone ist cool. Der Westen legt sich eine kuschelige Diktatur des Proletariats zurecht." Milder formuliert es das Trendbüro: "Obwohl sich niemand wünscht, dass die DDR wieder zum Leben erweckt wird, werden negative Aspekte der alten Zeiten ausgeblendet", sagt Birgit Gebhardt. Es geht um einen Kontrast zur "westlichen standardisierten Welt".
Auch Heike Naumann, Chefin des Heimatmuseums in Berlin- Friedrichshain, hat beobachtet, wie das Interesse an der DDR derzeit neu aufflackert. "Es ist eine richtige Ostalgie-Welle", meint sie. Das Museum zeigt von diesem Freitag an die Ausstellung "ABC des Ostens - 26 Objektgeschichten", die Geschichten rund um Dinge wie Colditzer Geschirr und die Schreibmaschine Erika erzählt. Die Schau des Dokumentationszentrums für Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt gastierte kürzlich in der sächsischen Kleinstadt Crimmitschau. 5000 Besucher kamen - ein großer Publikumserfolg.
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