Ziele / Aktivitäten

2.2.1: Ziele

Der Trabi ist beliebter denn je und die Zahl der ihm gewidmeten Clubs steigt von Jahr zu Jahr. Aber zu welchem Zweck werden sie gegründet? Auf diese Frage antwortet der Vorsitzende des "Trabiteams Löbau-Zittau": "Das Ziel des Teams war und ist einfach, das Interesse der einzelnen Mitglieder unter einen Hut zu bringen, denn gemeinsam erreicht man einfach mehr - der Eine hilft dem Anderen [...]. Zudem ist es uns wichtig, die Jugend von der Straße weg zu holen und sie für die Technik und die Geschichte des Trabant zu begeistern" (Quelle: Aus einer E-Mail vom «Trabiteam Löbau-Zittau» (4. Februar 2001).) Die Wörter "gemeinsam" und "helfen" zeigen, dass das Solidaritätsgefühl sehr stark ist. Die Tatsache, dass dieser Club versucht, "die Jugend von der Straße weg zu holen", zeigt, dass er zudem ein Sozialziel verfolgt, was natürlich sehr lobenswert ist. Der "l. Trabi-Club Weißenfels" schrieb hingegen: "Grund: Erhaltung, Wartung und Pflege von IFA-Fahrzeugen speziell vom Typ PKW Trabant". Natürlich ist der Kleinwagen eines der Sinnbilder der deutschen Vereinigung, das nicht in Vergessenheit geraten soll ...

2.2.2: Aktivitäten

Was sind ihre Aktivitäten?

Die Trabi-Clubs nehmen an zahlreichen Treffen teil. Kein Wochenende vergeht zwischen Mai bis Oktober, ohne dass eine Versammlung veranstaltet wird. Das allergrößte bleibt natürlich - das Internationale Trabantfahrer Treffen, ITT abgekürzt, das alljährlich in Zwickau stattfindet.

2.2.2.1: Das Internationale Trabantfahrer Treffen in Zwickau

Dieses wurde 1994 gegründet und kann sich seitdem großer Beliebtheit erfreuen. Es ist immer eine Versammlung mit nicht minder als "5000 oder 6000 Trabants und 20000 bis 30000 Teilnehmern" (Quelle: Aus «Calendrier des manifestations du Club - 2001» in: Journal n° 6 du Club Euro Trabi, février 2001 S. 11).

2.2.2.1.1: Auftakt des I.T.T.

Als Auftakt des Treffens wurde letztes Jahr eine "Trabi-Rallye Sachsen" angeboten, die bereits am 17. Juni auf Schloss Augustusburg bei Chemnitz stattfand. Diese erste Rallye durch Sachsen, an der 55 Rallyeteams teilnahmen, wurde in sieben Etappen eingeteilt. Das Ziel war, nach Chemnitz, Flauen, Leipzig, Dohlen, Dresden, Freiberg und schließlich nach Zwickau mit dem Trabi innerhalb von sieben Tagen zu fahren. Alle sollten sich dann am 23. Juni auf dem Flugplatz in Zwickau wieder versammeln. Da gab es eine Begrüßungsfete, bei der Wilfried Göcke, Leiter des "Wochenspiegel Sachsen Verlages", den zwei besten Trabantfahrern einen Preis zuerkannte. Diese Rallye war dem 1998 verstorbenen Lothar Sachse, der damals den Trabant-Sport förderte, gewidmet.

2.2.2.1.2: Die Wettbewerbe beim I.T.T.

Während dieses alljährlichen Treffens gibt es u.a. einer Wettbewerb, bei dem die schönsten Trabis gekürt werden. Er wird in 14 Kategorien eingeteilt. Es werden gekürt:

  1. der schönste Trabant 500 (Baujahr 1957-1962)
  2. der schönste Trabant 600 (Baujahr 1962-1964)
  3. die schönsten Trabants 601 - Baujahr 1964-1980
  4. die schönsten Trabants 601 - Baujahr 1981-1990
  5. die schönsten Kabrios
  6. die schönsten Kübel-Tramps
  7. der Trabant mit den schönsten Sonderlackierungen
  8. der technisch originellster Trabant (mit Zulassung)
  9. der technisch originellster Trabant (alternative Modelle)
  10. der schönste Rennwagen
  11. der schönste Trabant-Werbeträger
  12. der schönste Trabant 1,1
  13. der schönste Tuning-Trabant
  14. sonstige IFA-Fahrzeuge

Das Preisgericht dieses Wettbewerbs besteht aus Fachleuten. Im Jahre 2000 bewarben sich 1100 Fahrzeuge aus 8 Ländern um diese ersehnten Auszeichnungen. Anderer Höhepunkt des ITT ist die Ernennung einer "Trabi-Queen".

Um "Trabi-Queen" zu werden, sollte man schön sein und normalerweise zu einem Trabi-Club gehören. Die Schönste der Schönsten war 1997 die Zwickauerin Anja Jonath, die 750 DM als Siegerpreis erhielt. Den meisten Beifall bekam 1998 die in der Stadt Kuschkow lebende Janine Lehmann. Wenn man die Gunst des Publikums erlangt, kann man sich dessen sicher sein, in jeder Super-Trabi-Zeitschrift sein Foto sehen zu können ...

Erstmals seit letztem Jahr wird auch der Titel "Trabi-Champ" vergeben. Im Jahr 2000 gewann ihn der 24-jährige Denis Füllbier und erhielt ein Fernsehgerät geschenkt. Um dieses Titels würdig zu sein, soll man mindestens einen Trabant besitzen, sowie nett und schlagfertig sein.

2.2.2.1.3: Abschluss des I.T.T.

Das ITT endet immer mit einer "Trabi-Live-Parade". Die Stadt Zwickau wird dann von 2000 bunten Trabis durchfahren. Am 25. Juni 2000 formierte sich am Zwickauer Flugplatzgelände ein endlos scheinender Trabi-Konvoi, der von den Stadtbewohnern danach bewundert werden konnte, und dieser fuhr dann zum "Globus-Handelshof», einem Geschäft in der Stadt. Ganz zum Abschluss gab es zudem ein Trabi-Ballett. Am gleichen Tag fand auch eine Premiere statt: die Mittelsächsische Philharmonie Freiberg begleitete den Solisten Christopher Jung, der ... die Trabi-Hymne sang (Siehe Beilagen).

Was auch zum Erfolg des Treffens beiträgt, ist die große Anzahl von Stars, die daran teilnehmen. Im Jahre 2000 waren dabei u.a. Wolfgang Stumph, der Hauptdarsteller des lustigen Films "Go, Trabi, Go" (1991), der Schlagersänger Guildo Horn, der ein Konzert gab, und Moderatoren von einem sächsischen Radiosender, Radio PSR, einem der zahlreichen Sponsoren des ITT. Im gleichen Jahr lockte das Kulttreffen 50000 Trabi-Fans nach Zwickau, was einen absoluten Rekord darstellte! Man kann sich fragen, wie viele Teilnehmer das ITT 2001 zählen wird ... Aber dieser Erfolg wäre ohne die Mobilmachung der Clubs nicht möglich.

2.2.2.2: Andere Treffen

Das ITT in Zwickau ist das grösste der Welt, aber es gibt daneben viele andere kleinere Treffen, und zwar z.B. in Anklam, Hoyerswerda, Freital, Altenburg ... Bei diesen mehr oder weniger großen Treffen bleibt keiner ernst. Alle Leute sind da, um miteinander zu reden und zu lachen. Manche Trabi-Clubs veranstalten sogar mehr als eine jährliche Versammlung. Die «Trabant-Freunde Erfurt/Thüringen» organisieren jedes Wochenende eine Versammlung mit ihren 16 Fahrzeugen. Währenddessen tauschen sie ihre Gedanken aus, planen zukünftige Fahrten und verkaufen Ersatzteile unter sich.

Zu anderen Zwecken treffen sich hingegen manche Clubs wie der «Trabi-Club Mölkau». zu dem 42 Mitglieder gehören. Dieser nahm z.B. 1996 an zwei Demonstrationen zur Verhinderung der französischen Atomteste teil (Aus dem Artikel: « Trabi-Club Mölkau: Protest gegen französische Atomtests in » : Super Trabi, Nr. 5, 1996, S. 24), was zeigt, dass einige Trabivereine sich ihrer Rolle bedienen, um gewissermaßen gegen den Feind Front zu machen. Die Mitglieder des « Trabi-Club Mölkau » wollten unbedingt diese Atomteste stoppen und meinten, dass sie das gemeinsam erreichen konnten. Man kann also feststellen, dass manche politische Ziele haben, und wenn ja, dann sind sie vor allem links eingestellt; diese können als « Ostalgiker » betrachtet werden ... sie sehnen sich nach dem guten alten Osten. Es gibt z.B. einen Club, der sich « Arbeitsgemeinschaft P50/ P60 » nennt. Das Wort « Arbeitsgemeinschaft » wurde in der DDR verwendeter als im Westen. Ein anderer Club nennt sich « Trabant-Club Siegerland ». Das zeigt, dass die ehemalige DDR wie ein « Siegerland » betrachtet wird und dass die Mitglieder stolz auf Ostdeutschland sind. Aber man soll sofort betonen, dass solche Clubs sich in der Minderheit befinden. Die meisten davon sind, wie bereits erklärt, nur dazu da, um Spaß am gemeinsamen Hobby « Trabant » zu haben.

Anmerkung des Webmasters: Der Trabant-Club Siegerland ist natürlich ein Trabi-Club, der im Westen beheimatet ist. Das Siegerland liegt in Nordrhein Westfalen. Was aber nicht ausschließt, dass die Ostdeutschen stolz auf Ostdeutschland und die DDR sind.

2.2.2.3.1: Das Reisen

Ein anderer Punkt, der die Aktivitäten der deutschen Trabi-Clubs kennzeichnet, ist die Lust, durch die Welt mit ihrem Fahrzeug zu reisen. Die Zeitschrift "Super-Trabi" erzählt ausführlich von diesen Fahrten, genauso wie es "Der deutsche Straßenverkehr" zur DDR-Zeit tat. Heute dürfen aber alle in jedes Land gehen ... Die Reiseberichte sind heutzutage viel mannigfaltiger als vor 1989. Die beliebtesten Ziele sind:

Die osteuropäischen Länder scheinen hingegen vernachlässigt. Lediglich Ungarn kann sich - immer noch - großer Beliebtheit erfreuen. Zwar sind diese ehemaligen kommunistischer Länder sehenswert, aber die Tatsache, dass sie von den Trabi-Reisenden vermieden werden, hat wahrscheinlich einen Grund: Die meisten Mitglieder (ungefähr 3/4) dieser Clubs leben in der ehemaligen DDR. Sie haben den Kommunismus erlebt und zu dieser Zeit waren sie durch die osteuropäischen Länder gereist, da sie nicht in den Westen fahren durften. Der Nachholbedarf dieser Menschen ist so groß, dass sie heute nach diesen vor 1989 unbekannten, verbotenen Ländern fahren wollen. Übrigens ist dieser Bestimmungsort für die gesamte deutsche Bevölkerung ziemlich repräsentativ, denn eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen ist Mallorca ...

Ein anderes Land, das von den Trabi-Fahrern immer geschätzter wird, scheint die USA zu sein.

Manche Clubs hingegen wie der «Trabi-Stammtisch Velbert» weigern sich, mit ihrem Zweitakter durch die weite Welt zu ziehen. In einer Aufforderung zu einer gemeinsamen Fahrt schreibt nämlich der Vorsitzende: «Wir fahren im Jahr 2000 nicht um die Welt, auch nicht durch Europa, denn was liegt weiter als das Nahe? Wir fahren durch unsere Heimat und besuchen alle 16 Bundesländer» (Quelle: Super-Trabi, Nr. 13. 1998. S. 23).

2.2.2.3.2: Reisebericht

Wie bereits erwähnt sind in den Trabi-Zeitschriften zahlreiche Berichte zu lesen. Der Reisebericht vom Mühlhäuser Club - in "Super-Trabi" vom 15/ 98, S. 6 und 7-, dessen Titel «Trabis erobern die Schwarzmeerküste» lautet, ist ziemlich repräsentativ für alle heutigen Reisen mit dem Zweitakter. Hier unten ist eine Zusammenfassung von einer Reise nach Bulgarien.

1997 unternahm der Trabi-Club aus Mühlhausen Industriestadt in Mitteldeutschland - eine Reise am ungarischen Balaton. Mit zwei P601 und einem Trabant 1.1 hatten fünf Mitglieder des Clubs und ein anderer Freund aus Edersleben im Sommer 1998 die Absicht, bis zur bulgarischen Schwarzmeerküste zu fahren.

Die ersten 1000 Kilometer durch die Tschechische Republik, die Slowakei und Ungarn verliefen ohne jegliches Problem. Die sechs Freunde übernachteten in ihrem Dachzelt. Vor der rumänischen Grenze war der Keilriemen eines Trabant kaputt. Als er repariert wurde, konnten sie alle die Grenze überschreiten. 50 Kilometer weiter in Rumänien erfolgte eine andere Panne mit einem der Trabants; ein Kupplungsautomat musste ersetzt werden. Zufällig ging ein junger Rumäne - ein Trabifahrer! - auf sie zu und half ihnen zum Motorausbau. Nach der Reparatur machten sie sich wieder auf den Weg. Auf den Straßen begegneten sie Pferden, Hühnern, Kühen ... Dann kam die Nacht. Die Gruppe schlief natürlich in ihren Autos nahe einer Tankstelle, sollte aber am Morgen einer Frau 10 Mark Parkgebühr geben.

An der Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien gaben sie viel Geld aus, um eine Ökologie-Gebühr, die Nutzung einer Brücke nach Bulgarien, Desinfektion ... zu bezahlen. Außerdem lösten die Ausweise Probleme aus. Übrigens konnten die Grenzer weder Deutsch noch Englisch.

Einmal in Bulgarien näherten sie sich nach 2500 Kilometern ihrem Ziel. Sie fuhren nämlich am Schwarzen Meer entlang. Die Campingplätze waren dort leider sehr teuer und fließendes Wasser gab es nicht genug. Ein Taxifahrer aber empfahl ihnen eine Pension mit Blick aufs Meer. In diesem schönen Land sahen sie ein, dass viele Menschen noch Trabi fahren. Einmal fotografierten sie einen Trabi: Der Besitzer kam sofort und wollte unbedingt, dass einer sich für 10 DM in sein Auto setzte. Dass sie von Deutschland bis nach Bulgarien mit diesem Zweitakter gefahren sind, konnten sie ihm leider nicht erklären.

Auf der dreitägigen Heimfahrt hatte ein P601 Probleme mit dem Motor. 5000 Kilometer ist die Gruppe am Steuer ihrer Trabants gefahren. Während dieser Reise hat jedes Auto 350 Liter Benzin und 7 Liter Öl gebraucht. Es wird sogar betont, «noch immer kann man das Schwarze Meer mit dem Trabi erreichen - ganz wie früher!».

Aus der Zusammenfassung des Artikels ergibt sich, dass sein Ziel ist, den Leser zu unterhalten, indem eine Trabi-Fahrt in traumhaft scheinenden Ländern beschrieben wird. Der Humor wird natürlich nicht beiseite gelassen, was zur Beliebtheit solcher Artikel beiträgt. Wenn man heute Reiseberichte aus der Vorwendezeit liest, dann fällt einem sofort ein, dass sie manipuliert waren. Laut ihnen gab es nie Trabi-Pannen, was aber der Wirklichkeit durchaus nicht entsprach. Diese Artikel hatten damals als Auftrag, die Stabilität des Autos zu beweisen. In diesem Sinne kann man betonen, dass die Trabi-Reiseberichte heutzutage viel spannender sind.

2.2.2.4: Der Umbau

Eine ganz andere Beschäftigung, die die Mitglieder dieser Clubs vereint, ist der Umbau des Trabant, das «Tuning». Der Trabi wird so häufig umgebaut, dass einer, der noch völlig original ist, eine Seltenheit darstellt, zumal es ziemlich einfach ist, dieses Fahrzeug umzubauen. Es kommt oft vor, dass Trabi-Begeisterte aus einem alten verschrotteten Zweitakter einen nagelneuen machen lassen. Man braucht nicht unbedingt ein Fachmann zu sein, um den Trabant zu tunen. Deshalb kann man ganz gewöhnliche P601 sehen, die über Nacht zu Wohnmobilen werden oder P50, die, neu lackiert, als Werbeträger benutzt werden.

Manche getunte Trabis sind der Stolz dieser Clubs, wie z.B. die «Sondermarke» vom «Trabant-Fan-Club NRW» aus Gelsenkirchen. Addi Obst, dessen Vorsitzender, klebte 20000 Briefmarken auf den Wagen. Aber wie er betont, «[war] die Umsetzung eine Qual. Briefmarken zu bekommen war das kleinere Übel» (Quelle:

Bei den verschiedenen Treffen wird der «Ossi Power Trabi Club» durch den «Ossi-Flower-Trabi» vertreten, dessen stolzer Besitzer der lustige Ronny ist. Um dieses Fahrzeug so zu gestalten, wurden «cirka 1000 Pappnieten, 100 Schrauben. 3 Silikontuben sowie 15 Quadratmeter Kunstrasen und 64 Sonnenblumen» (Quelle:

Noch einige getunte Trabants, die in der Szene bekannt sind:

Feststellen kann man also, dass in all diesen Clubs Originalität gefragt ist. Diese sind nicht nur dazu da, um Ersatzteile zu verkaufen oder auszutauschen, sondern vor allem, um sich unter Trabi-Liebhabern zu versammeln und gemeinsam Spaß zu haben.

Letzten Endes kann man sogar behaupten, dass der Trabi die Menschen einander annähert, und zwar dank der Trabi-Treffen, an denen zuweilen bis zu 50000 Deutschen und Ausländern teilnehmen. Dort können nämlich alle Menschen Freundschaftsbande knüpfen. Der Zweitakter aus Zwickau kann in diesem Sinne auch als ein Mittel zur Annäherung der Völker betrachtet werden.

Widmen wir nun einen bedeutenden Teil dem französischer «Club-Euro-Trabi» aus Colombes (92), dem bekanntlich größter Trabant-Verein der Welt.


Der gelbe Trabant von Vit Holkup vom tschechischen Trabant-Club Strakonice