Trabant in den Medien

Auf den folgenden Seiten wird die Aufnahme des Trabant durch die Medien um 1960 dargestellt.

Zahlreiche Automobilzeitschriften beschrieben den Volkswagen der DDR mehr oder weniger ausführlich.

Der vielgelesene «Deutsche Straßenverkehr» im August 1958 und «Kraftfahrzeugtechnik» zwei Jahre später gaben das Ergebnis eines Testes heraus: fast lauter Kritik. Das Auto hätte laute Fahrgeräusche und einen hohen Spritverbrauch. Zudem «[entsprach das Getriebe] nicht mehr dem Stand der Technik» (Quelle: Kraftfahrzeugtechnik, September 1960).

Und was sagten die westlichen Automobilzeitschriften? Die skandinavische Presse hat natürlich seine Schwächen gesehen, betonte aber auch seine positiven Seiten - so zum Beispiel der Korrosionsschutz der Duroplastteile ein einfacher mechanischer Aufbau. Viele Reparaturen konnte man selbst ausführen. In den BRD-Zeitschriften war vom Trabant selten und wenn ja dann nur sehr kurz die Rede. Die westdeutsche Presse sah sofort, dass der Trabant keinen großen Erfolg außer in den sozialistischen Ländern haben werde - 90% der Westautos hatten einen Viertaktmotor. Sein Nachteil war, dass er aus dem Osten stammte ... Die Zahl der im Westen verkauften Trabants war in der Tat so gering, dass sie nicht einmal in die offiziellen Statistiker aufgenommen wurden. In der BRD-Automobilzeitschrift «mot»  (07/61) schrieb Paul Simsa einen Artikel über den Trabant. Dieser hieß «Start ohne Chance». Der Journalist sagte, dass der Wagen bereits zum «alten Eisen» gehörte und er den westlichen Erwartungen nicht entsprach. Indes war das Platzangebot zeitgemäß, der Frontantrieb modern. Der Werkstoff Duroplast war etwas völlig Neues; außerdem war der Zweitaktmotor noch nicht veraltet - aber fast! Der westliche Konkurrent, der Lloyd 600, der dem Trabant ähnelte, hatte dessen Eleganz nicht und der Fiat 50C hatte z.B. eine schlechtere Straßenlage.

In derselben Zeitschrift «mot», aber diesmal vom Jahre 1963 (mot, Januar 1993), schrieb ein Kollege von Simsa einen Artikel, der ohne jegliches Interesse war. Er schrieb unter anderem: «Das Armaturenbrett erinnert [...] an eine Konservendose mittlerer Qualität». Dieser Artikel war höchst subjektiv und der Westdeutsche erfuhr also nichts Interessantes und Wichtiges über diesen Kleinwagen aus der DDR.

Wie reagierten die Fachbesucher der Leipziger Messepremiere 1958? Diese waren buchstäblich begeistert. Sie fanden das Auto elegant, der Kofferraum, sowie die Fensterflächen waren groß. Auch seine Dimensionen waren dezent. Allerdings waren sie 1989 genau noch dieselben. Beim allgemeinen Publikum gelang es dem für die Familie bestimmten Kleinwagen 1958, Erfolg zu haben. Der Preis des ersten P50 (8360 Mark), war allerdings hoch. Der Monatsverdienst eines Arbeiters war im Durchschnitt 480 Mark und ein Volkswagen kostete im Westen 5000 DM.

All das zeigt, dass sich der Trabant am Anfang großer Beliebtheit erfreute, obgleich die Medien viel weniger euphorisch waren. Man muss aber betonen, dass die Ostdeutschen fast keine Wahl hatten. Sie konnten nur äußerst selten westliche Auto kaufen, weil diese für sie unbezahlbar waren und die Automobilzeitschriften deren Technik nicht rühmten - oder nicht rühmen durften. Andere östliche Prestigemarken wie z.B. Skoda aus der Tschechoslowakei, die technisch gesehen anspruchsvoller waren, hatten infolgedessen einen höheren Preis.