Trabi - Karikatur

Beschreibung einer Trabi-Karikatur von Hanel

Nach der Wende wurden in Deutschland viele Karikaturen gezeichnet, auf denen Trabants zu sehen waren. In einer Arbeit über diesen Zweitakter ist es unvermeidlich, eine solche Karikatur zu beschreiben. Diese Karikatur wurde 1989, d.h. wahrscheinlich kurz nach dem Mauerfall, von Hanel gezeichnet.

Auf dieser Zeichnung kann man eine Menge Autos sehen, die auf einer Autobahn einen Stau bilden. Die meisten Wagen sind sehr groß, nur einer ist viel kleiner als die anderen. Außer den Leuten, die sich im Kleinwagen befinden, sind all die anderen Autofahrer eher dick. Diese scheinen sehr wohlhabend zu sein, deswegen fahren sie Luxusautos.

Die im Kleinwagen sitzenden Leute sagen: "Herrlich - diese Freiheit im Westen!". Das zeigt natürlich, dass sie aus dem Osten stammen und den für sie noch unbekannten Westen gerade entdecken. Der Kleinwagen, den sie fahren, ist ein Trabant P601. Der in Zwickau hergestellte Zweitakter stellt die gesamte ostdeutsche Bevölkerung dar. Im Gegensatz zu den anderen Autos hatte er keinen Katalysator, sondern einen ganz gewöhnlichen Auspuff und die Auspuffschwaden, die aus ihm herausgehen, sind charakteristisch für jeden Wagen mit Zweitaktmotor.

Die anderen Autofahrer indes fahren große leistungsstarke Westautos wie Mercedes - die blaue Limousine -, Rolls-Royce, Porsche oder auch Jeep - in dem Hintergrund -. Natürlich sind diese Limousinenbesitzer Westdeutsche. Man kann vermuten, dass die Ostdeutschen wegen des großen Verkehrs von dem Westen enttäuscht sind. In ihrem Land gab es keine Staus, da nicht jeder einen Wagen besaß. Nur jeder zehnte Ostdeutsche konnte ein Auto kaufen, im Gegensatz zum Westdeutschen, der sich es leisten kann, große Limousinen zu kaufen.

Man kann auch sehen, dass alle westdeutschen Frauen eine schöne Frisur haben; die ostdeutsche Frau scheint sich nicht einmal gekämmt zu haben. Eine im roten Wagen sitzende ältere Dame schaut auf sie, als hätte sie Erbarmen mit den Ostdeutschen. Diese ist allerdings die Einzige, die sich für die Ossis interessiert, die also kein steinhartes Herz hat. Eine andere Interpretation ist aber auch möglich: Da der Trabant für sie unbekannt ist, betrachtet sie ihn aus Neugier ...

Diese Karikatur ist absichtlich paradox: Westdeutschland, also ein freies Land, scheint wegen des Staus unfrei zu sein, während Ostdeutschland, das vierzig Jahre lang von den Kommunisten regiert wurde, nun als ein freies Land betrachtet werden kann, weil es in diesem keine Staus gibt. Die Freiheit oder Unfreiheit in einem Land scheint also vom Verkehr abzuhängen. All dies ist aber natürlich ironisch gemeint.

Wie dem auch sei, scheinen die Ostdeutschen von den Anderen distanziert zu sein. Obgleich die Mauer weg ist, gibt es eine gewisse Kluft zwischen West- und Ostdeutschland. Man kann auch feststellen, dass die Kluft heute noch mehr oder weniger gegenwärtig ist ...