Die Arbeiter im VEB Sachsening

1. Die Partei.

Wie man es vermuten kann, war die Regierung im Betrieb allgegenwärtig. Dieser wurde fünfjährigen Plänen unterworfen, die er zu erfüllen hatte, die er aber überzuerfüllen versuchte. Aber wie der zwischen 1981 und 1990 für die Öffentlichkeit des VEB Sachsenring verantwortliche Jürgen Schubert in seinem Buch "Duroplast und Pastellfarben: Der Trabant" 1997 betonte:

"Der Plan war Gesetz, stand aber in der Regel auf tönernen Füssen, da die Grundlagen nicht vorhanden waren, weder materiell noch finanziell [...]. Betrieblich erwirtschaftete Gewinne verschwanden in dem bodenlosen Loch der "Sozialpolitik", für Investitionen blieben zu wenig Mittel". Das zeigt auf alle Fälle, dass die Partei eine große Rolle spielte, obgleich nur 2300 der insgesamt 12000 im Werk Beschäftigten Mitglieder der SED waren. An der Spitze des Betriebs standen ein Betriebsdirektor und ein Parteisekretär. Für die Arbeiter war es aber möglich, unter sich Meinungen zu äußern und sogar der Partei zu widersprechen. Für die an guter Stelle stehenden Beschäftigten war es aber ganz anders. Nehmen wir Dr. Winfried Sonntag als Beispiel. Am Anfang war er technischer Direktor, dann Leiter des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums, und später Generaldirektor des VVB Automobilbau. Als Dr. Sonntag 1968 diesen Posten bekleidete, wurde er in Berlin bei Politbüromitglied Günter Mittag eingeladen und äußerte seine Meinung und vertrat sie. Dies gefiel Günter Mittag nicht. Das Ergebnis war, dass Winfried Sonntag dann wieder ... Leiter des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums wurde zum Generaldirektor ernannte man ein Anderer.

2. Das Arbeiterleben im Werk.

Um die Beschäftigten zur Arbeit anzuspornen und somit die Pläne der Regierung überzuerfüllen, wurden Titel verliehen, um die jeder kämpfen wollte: "Bester Facharbeiter", "Bester Meister". Jede Arbeitsgruppe versuchte den Titel "Brigade der ausgezeichneten Qualität" zu erlangen.

Um die Arbeit im Werk zu erleichtern, standen ab Mitte 1977 den Arbeitern Computers zur Verfügung. Ende 1985 gab es 609 Industrieroboter im Trabant-Werk. Man soll aber betonen, dass dieser Betrieb trotz dieser Zahl im Vergleich zu den anderen Westfabriken ziemlich überholt war. Man muss auch wissen, dass die meisten Werkzeugmaschinen exportiert waren. Die in der DDR geblichenen Maschinen waren verschlissen.

Im August 1967 wurde die 5 Tage-Arbeitswoche eingeführt, was den Arbeitern gestattete, mehr Zeit für ihre Familie zu haben. Von nun an arbeiteten sie 40 Stunden wöchentlich. Ihre Bedingungen im Werk verbesserten sich außerdem von Jahr zu Jahr - bis 1989. Dank der steigenden Arbeitsproduktion erhöhte man die Löhne, Wohnungen und Kindergärten für die im Werk arbeitenden Familien ausgebaut. 2100 Kinder betreute man liebevoll in den Krippen. Ausgebaut wurden zudem sehr viele Ferienheime und Bungalows, die jeder währen des Urlaubs bewohnen konnte. Diese befanden sich vor allem im Gebirge und an der Ostsee. 1985 standen dem Werk 10758 Ferienplätze zur Verfügung. Die Gesundheit hatte im VEB Sachsenring eine wichtige Rolle. Es gab eine sogenannte Betriebspoliklinik mit Sauna und dort praktizierten allgemeine Ärzte und Fachärzte für u.a. Arbeitshygiene, Neurologie, Dermatologie, Orthopädie, Chirurgie, Gynäkologie ...

Zur Freizeit der dort Beschäftigten gehörten vor allem Kultur und Sport, weil es im Werk ein sogenanntes Klubhaus gab, in dem kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Tanzabende stattfanden. Eine Betriebssportgemeinschaft (BSG) wurde auch gebildet. Deren Zwickauer Fußballmannschaft war bei allen Einwohnern der Stadt sehr beliebt. Dieser war es sogar gelungen, den Europapokal zu gewinnen. Aber all das, was zum Wohl der Arbeiter getan wurde, kostete dem Betrieb viel Geld.