Zwickauer Automobilwerkgeschichte

1.1: Geschichte der Zwickauer Automobilwerke (bis 1958)

Nicht nur ab 1958, dem Entstehungsjahr des Trabant, wurden Autos in Zwickau gebaut, sondern viel früher: ab 1904. Anfang des 20. Jahrhunderts wird in Zwickau ein ganz neuer Industriezweig gegründet: der Automobilbau.

1.1.1: Die Horch-Werke von 1904 bis 1945

1904 gründet der bei Mercedes-Benz ausgebildete Maschinenbauingenieur August Horch (1869-1951) die A. Horch Cie. Das allererste Auto, das in Zwickau produziert wird, ist ein Vierzylinder, ein Horch-Tonneau. Im Vergleich zu anderen z.B. im Westen hergestellten Autos ist dieser Wagen eher robust und bequem.

Am 16. Juli 1909 gründet August Horch eine zweite Firma, die August Horch Automobilwerke GmbH Zwickau. Aber kurz darauf wird sie umgenannt und heißt «Audi Automobilwerke GmbH». Das kommt aus dem lateinischen Imperativ von horchen: horch! = audi! Ab 1909 gibt es also in Zwickau zwei Stätten, in denen Autos hergestellt werden. 1914, d.h. am Anfang des ersten Weltkriegs beschäftigen sich die Zwickauer Autofirmen nur noch mit dem Rüstungsgeschäft.

In den zwanziger Jahren beginnt in Amerika in Henry Fords Automobilwerken die Fließbandarbeit. Die dort Beschäftigten verrichten eine für die damalige Zeit «saubere» Arbeit. Dieses Verfahren setzt sich auch in Deutschland durch. 1929 entsteht dann in den Zschopauer Motorenwerken ein Kleinwagen mit Zweitaktmotor. Zwischen 1930 und 1944 gibt es in den Zwickauer Werken weitere Neuentwicklungen. Eine dieser Neuentwicklungen ist z.B. ein im Jahre 1931 neuer Zweitakter, der gewissermaßen der Urvater des Trabant sein soll.

Am 29 Juli 1932 wird in Chemnitz die Autounion AG gegründet. Horch produziert weiterhin leistungsstarke Autos, deren Technik höchst modern ist, während Audi zu einem der wichtigsten Hersteller wird. Viele Autos der Autounion AG, der Horch und Audi angehören, nehmen an Rallyes teil und tragen oft den Sieg davon. Die von Horch hergestellten Pkws sind sehr teuer: sie kosten 20000 Reichsmark oder mehr. Sie sind also nur für eine gewisse Schicht der Gesellschaft bestimmt.

Die Übernahme der Macht durch den Faschismus gibt dem Automobilbau einen sehr großen Aufschwung. Die Tabelle von Jürgen Kuczynski in «Geschichte des Alltags des deutschen Volkes», Bd.5, Berlin 1982, S.75, bestätigt das:

Jahr 1929 1932 1938
Automobile 423000 549000 1272000
LKWs 144000 174000 367000

Während des Krieges 1939-1945 produziert man in Zwickau Rüstungsgüter. Auch die Rennsporterfolge werden von dem National-Sozialismus genutzt. Am Ende des Krieges gehört Zwickau zu der sowjetischen Besatzungszone. Im März 1946 wird im Werk Horch eine Reparaturabteilung eingerichtet und kurz darauf werden auch Haushaltsgeräte hergestellt.

1.1.2: Die Zwickauer Automobilwerke nach dem Zweiten Weltkrieg

Anfang 1946 arbeiten bei Horch 1700 Werktätige. Wie jede Firma gehört auch diese nun dem Volk. Die Spuren des Krieges sind sichtbar: Die zerstörten Straßen müssen in Stand gesetzt werden und LKWs werden dringend gebraucht. Den sowjetischen Behörden ist es den schwieriger Nachkriegsbedingungen zum Trotz gelungen, die Automobilproduktion wieder in Gang zu bringen.

1948 wird die Industrieverwaltung Fahrzeugbau IFA gegründet und die Zusammenarbeit gefördert. Mitte der 50-er Jahre fängt man mit der Planung eines Kleinwagens an, um dem Wunsch vieler Arbeiter nach einem eigenen Auto zu entsprechen.

1955 beginnt die Arbeit. Der Name dieses vorgesehenen Kleinwagens ist gefunden: er soll «Trabant» heißen. Trabant kommt aus dem Alttschechischen und bedeutete ursprünglich «Begleiter». In der Astronomie bedeutet das ein Satellit, ein künstlicher Satellit. Dieser Kleinwagen soll 90 km/h Höchstgeschwindigkeit haben. Er soll bald zur Serienproduktion übergehen. Eine Neuorganisation und der Zusammenschluss vor «VEB Automobilwerke Zwickau» und «VEB Sachsenring», den beiden Zwickauer Automobilwerken, sind erforderlich.

Am 7. November 1957 entsteht der Trabant.


Haupteingang des Sachsenring-Werks