Sterben die Rennpappen aus?
Onkel Heinz fährt ihn aus Liebhaberei und ein bisschen auch aus Gewohnheit. Cousin Robert hat ihn gekauft, weil es vor ein paar Jahren cool war, einen zu haben und weil es ihn so schön billig gab. Seine Freundin Anja wollte einen, weil sie als Fahranfängerin einem ps-stärkeren Gefährt noch nicht über den Weg traute. Heute setzt nur noch Onkel Heinz auf den Trabant, aus Liebhaberei und ein bisschen auch aus Gewohnheit. Damit kann er sich im Landkreis Bautzen in guter Gesellschaft wissen. "Mittlerweile fahren vor allem noch Enthusiasten und echte Fans Trabi. Bei den anderen Ostmarken ist das schon lange so. Die Zahl der Dacias oder Ladas ist seit Jahren konstant niedrig", sagt Hans Wagner, Sachgebietsleiter für Kfz-Zulassungen im Bautzener Landratsamt.
Den Niedergang der Liebe zum Trabi kann er auch mit Zahlen belegen. Waren im Januar 2003 immerhin noch 2 156 Rennpappen zwischen Seeligstadt und Weißenberg gemeldet, sind es zurzeit noch 1 607. Das bedeutet exakt 549 Trabantfahrer haben ihr Gefährt innerhalb der zurückliegenden zwölf Monate abgemeldet. Über die Gründe kann man spekulieren. Trabifahren wird immer teurer, immerhin haben viele der im Landkreis gemeldeten Autos ihren 20. Geburtstag schon hinter sich gebracht und damit den Schritt ins offizielle Oldtimer-Dasein vollzogen. Kfz-Fans wissen, je älter das Gefährt, desto kostspieliger der Erhalt. Immer öfter müssen Ersatzteile beschafft werden. Das geht ins Geld. Dazu kommt: der Coolnessfaktor, der besonders bei Jugendlichen die Affinität zum Trabant entfachte, ist weitgehend verflogen. Pragmatisch wie sie ist, stieg die Jugend auf VW um und überließ das Ostalgieauto seinem Schicksal.
Über dieses lassen sich Vermutungen anstellen, die dem eingefleischten Trabifan – und den gibt es natürlich im Landkreis Bautzen noch – das Herz schwer machen. Ob einsam und verlassen auf einem Schrottplatz dem Ende durch die Presse harrend, oder mit abgedeckten Scheiben im Schuppen auf bessere Tage hoffend: der Trabant, einst Prestigeobjekt fast jedes DDR-Bürgers, fristet ein trauriges Dasein. Mittlerweile ist er, der einst die Straßen im Osten bevölkerte, ein Kfz-Exot geworden. Der einzige Trost: Um Exoten kümmen sich deren echte Liebhaber besonders rührend. Man denke nur an Onkel Heinz.
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