Tuning Trabant
Es war einmal ein ganz normaler Trabant. Einer des Baujahres 1988, also aus der letzten Serie mit ziemlich hohem Reifegrad. Thomas mag die Trabis, weil sie für ihn mehr als nur Kultobjekte sind. Er ist Mitglied im Trabi-Team Altmittweida, deren Mitglieder sich liebevoll um die Erhaltung ihrer "Pappen" kümmern. Für ihn steht der Dank an René und Sandro an erster Stelle, weil sein Schmuckstück ohne deren Hilfe in Sachen Bordelektrik und Mechanik nicht in diesem hervorragenden Zustand hätte hergestellt werden können.
Abgesehen von den verbreiterten Seitenteilen und dem tiefergelegten Dach, zeigt sich die Karosserie des Trabant im blauen Effektlack seriennah. Die Gesamthöhe wurde um satte sieben Zentimeter reduziert. Nachdem das Dach durch mittiges Kappen der Säulen abgenommen war, neigte man den Winkel der verbliebenen Stümpfe so weit nach innen, daß das in der Fläche unveränderte Dach auf die verkürzten Stummel gesetzt werden konnte. Feinarbeiten mit GFK und Spachtel ließen die Schnittstellen verschwinden. Auf die Zahl Sieben trifft man auch an den hinteren Seitenteilen. Die um sieben Zentimeter ausgestellten Verbreiterungen wurden mit Halbschalen und Pappenrohlingen gebaut. Die Oberfläche von Pappe läßt sich hervorragend schleifen, spachteln und sehr gut lackieren, verrät uns der Trabi-Bastler. Unter den Verbreiterungen sitzt gesamtdeutscher Kult in Form von ATS-Fünfsternfelgen in 7x13 und 8x13 Zoll.
Der Trabant war noch nie ein Flüsterauto, doch dieses blaue Schmuckstück macht Krach für drei. Unter der Haube tobt eine rennfähige Kampfmaschine, wie sie im Lada-Cup für Ruhm und Ehre sorgte. Der auf knapp 900 cm3 aufgebohrte und mit Rennkolben bestückte Motor leistet ungefähr 60 Pferde, die das Leichtgewicht ziemlich heftig aus den Startblöcken reißen. Dazu dröhnt und spuckt die Sportauspuffanlage in allen Klangvarianten. Unüberhörbar knattert sie das Lied vom getunten Trabant.
Ich könnte Rennen fahren, aber das geht zu sehr ins Geld", erklärt der Koch-Lehrling seine nicht vorhandenen Ambitionen für den Rennsport. Zwar steht der Trabant mit seinem negativen Sturz an der Hinterachse auf dem Asphalt wie ein Sprinter vor der Startlinie. Doch ist das Fahrwerk auf Alltagsverkehr, nicht auf Pisteneinsatz ausgelegt. Auch die Bremsen entsprechen nicht dem Rennstandard, was Thomas jedoch bei seinen nächsten Erweiterungen mit einer Scheibenbremsanlage eingeplant hat.
Der Innenraum hingegen schafft Renn-Atmosphäre pur. Nach Übersteigen der zum Wiechers-Käfig gehörenden Strebe wird man von Schalensitzen und einem knackigen Raid in Pizzagröße erwartet. Wie vorauszusehen, war der Einbau des einst in einem Rallye-Trabant eingesetzten Käfigs die zeitraubendste Arbeit am Interieur. Kein Wunder, schließlich mußte das auf Normalhöhe ausgelegte Gestänge der um sieben Zentimeter verminderten Dachhöhe angepaßt werden.
"Es ist alles eingetragen", beruhigt Thomas alle, die besorgt um das gesetzliche Wohl seines Trabanten nachfragen. Wenn die Umbauten sauber gemacht sind, stellen Eintragungen kein Problem dar. Und nirgends auf der Welt kann man das bei einem Trabi besser beurteilen als in Sachsen.
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