Trabant Ersatzteile
Geht man davon aus, dass der Schrauber genau weiß, dass die Laufflächen der zu regenerierenden alten Bremszylinder selbstredend keinen Rostbefall aufweisen und im Idealfall sogar frisch gehohnt sind, bevor ein Reparatursatz (zurzeit rund 6 Euro) verbaut wird und trotzdem solche Angst und Bange machenden Geschichten im Umlauf sind, scheint es nur logisch, auf ungarische Ware selbstredend zu verzichten, auch wenn der eher günstige Preis gegenüber einem neuen Hauptbremszylinder (zurzeit rund 55 Euro) sehr verlockend ist.
Dass es sich hier nicht um eine üble Verleumdung handelt, zeigen Auszüge von Produktinformationen in Ersatzteilshops, die im Netz der Netze ihre Waren feilbieten.
"Wir empfehlen grundsätzlich bei defektem Hauptbremszylinder einen neuen HBZ zu nehmen! Der Erfolg der Reparatur mit diesem Manschettensatz ist fraglich." oder "Hier handelt es sich um das typische ungarische Produkt. Die Lebensdauer beträgt erfahrungsgemäß 10 bis 20 Tkm. Andere Händler verkaufen die gleiche Kupplungsscheibe ohne Qualitätshinweis"
Wendet sich der geplagte Trabantschrauber Nachproduktionen aus Deutschland zu, handelt er sich schnell ein Portemonnaie aus Zwiebelleder ein, denn ein Kupplungssatz von Sachs besteht aus Kupplungsautomat, starrer Kupplungsscheibe, Ausrücklager mit Graphitring und Haltefedern und schlägt mit über 110 Euro zu Buche. Eine einzelne Scheibe ist hier nicht zu bekommen. Wer sich also in der Zwangslage sieht, eine neue Kupplungsscheibe besorgen zu müssen, sich allerdings das neue verschleißfreie, kugelgelagerte Ausrücklager zulegen möchte und zudem weiß, dass der alte Kupplungsautomat noch völlig in Ordnung ist, bezahlt bei Sachs einen hohen Preis für das Label "Alle Teile aus neuer deutscher Produktion".
Letztendlich hat der eine oder andere versierte Schrauber dennoch seine Quellen, wo Ersatzteile günstig zu bekommen sind. Der eine schwört auf den Vorteil der "Plünderung" ostdeutscher Garagen, die mitunter gut sortierte Lager aufweisen, der andere erzählt stolz von Adressen in Polen oder Tschechien, wo komplett restaurierte Motoren für rund 300 bis 350 Euro zu bekommen sind, wohingegen in Deutschland restaurierte Zweitakttriebwerke über 1000 Euro kosten können. Auch beim Internetauktionshaus Ebay werden mitunter stolze Preise von rund 250 bis 300 Euro erzielt, wobei nicht erkennbar ist, ob die Maschine tatsächlich regeneriert wurde. Dies zeigt sich dem ungeübten Auge erst, wenn Späne im Brennraum der Zylinder drohende Geräusche produzieren, die mitunter zu Brücken an den Zündkerzenelektroden und auch zum Totalausfall des Zylinders führen können, weil diese Metallteile ihren Weg natürlich am Kolbenhemd vorbei und durch die Kolbenringe suchen und dort ihre Spuren hinterlassen.
Klappert der Motor also schon beängstigend, ist natürlich eine gewisse Kenntnis nötig, einen Trabantmotor zu regenerieren. Hat der Regenerierer in spe erfolgreich ein Motorseminar besucht, weiß er in der Regel, was zu tun ist, worauf man zu achten hat. Findet sich Spiel in den Pleuellagern, oder haben sich die Hauptlager der Kurbelwelle gar zerlegt? Sind die Anlageflächen der Drehschieber ohne Rillen, die Aufnahmestifte nicht eingelaufen? Je nachdem entscheidet sich dann, ob das Gehäuse noch gut ist und lediglich eine "neue" regenerierte Kurbelwelle mitsamt neuer Kolben und frisch geschliffener Zylinder fällig sind.
Der Ersatzteilmarkt für Oldtimer, speziell für den Trabant, ist nicht so leer gefegt, wie es so oft beklagt wird. Zahlreiche Oldtimermärkte, oftmals auch als Ostmobilmarkt (OMMMA) oder Kfz-Veteranen-, Teile-, & Verkaufsbasar (z.B. in Neuruppin) sorgen ständig für Nachschub. Auch auf den meisten Trabant-Treffen finden sich bekannte und unbekannte Händler. Also noch lange kein Grund, beunruhigt zu sein.
Ich bin schon froh, als Trabifan in einer Gegend zu wohnen, wo es noch keine Ersatzteilknappheit gibt.