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Allgemeine Nachrichten rund um den Trabant

Erfahrungen mit dem einzigen Rennsportwagen der DDR

2004-02-01 00:00:01 Geändert: 2008-09-04 17:44:06 (3) (Gelesen: 23915)

Aus: Wartburg-Signale Nr. 28/Frühjahr 2001

Nachdem ich mit dem Melkus gut in Essen angekommen war, bin ich direkt bei der Versicherung vorbei und habe mir schnell eine Doppelkarte geholt, um den Wagen sofort beim Straßenverkehrsamt anzumelden. Dabei kam es zu Teil I meiner seltsamen Erlebnisse: Ich sagte der Angestellten des Straßenverkehrsamtes, dass ich den (Zweit-) Fahrzeugbrief der DDR als Beleg über die Fahrzeug-Geschichte wieder (entwertet !) mit nach Hause nehmen wollte. Daraufhin entgegnete mir die freundlich lächelnde und trotzdem wenig wissende Bedienstete der Stadt, dass sie den Wagen, wenn er denn genauso mitgenommen und lädiert aussieht wie der Brief, den sie angewidert mit 2 Fingern festhielt, mit dem Brief zusammen wegschmeißen würde. Na ja, was will man von städtischen Angestellten auch erwarten ... Sie fuhr fort, dass eine Herausgabe des entwerteten Briefes ohnehin nicht möglich sei. Nach Protesten meinerseits und Aufklärung seitens Ihres Abteilungsleiters war eine Herausgabe des Briefes prinzipiell doch möglich. Ich wurde informiert, dass eine Herausgabe erst nach einem Briefwechsel mit dem Regierungspräsidenten möglich sei. Ich bat um die Anschrift und versicherte glaubhaft, dass ich jeden Schritt unternehmen wolle. Es war mir einfach wichtig, dass ich den Brief mit nach Hause nehmen darf. Im Endeffekt verzichteten wir dann auf den Schreibkram, der alte Brief wurde entwertet und ich durfte ihn dann mitnehmen. Nachdem dieses Problem erledigt war kam es schon zum nächsten: Die Räder- und Reifen-Kombinationen mussten noch eingetragen werden : Der neue Brief, der auf Unterlagen des Kraftfahr-Bundesamtes in Flensburg beruhte, musste erweitert werden, da laut altem Brief auf 4½-Zoll Felgen (Wartburg) vorne 185er und hinten 205er Reifen montiert waren. Ein abermaliger Einspruch dieser begnadeten Angestellten, dass diese Kombination nicht zulässig sei, weil das nicht passen kann wurde meinerseits im Keim erstickt: Was im DDR-Brief eingetragen war, musste auch im neuen West-Brief eingetragen werden. Dinge gibt's ... Ich habe dann schließlich das Straßenverkehrsamt als (moralischer) Sieger verlassen : Ich hatte noch den Originalbrief und auch die Räder / Reifen waren fast problemlos eingetragen.
Und schon sind wir bei Teil II meiner seltsamen Erlebnisse: Ich suchte die DEKRA auf: Ein Wertgutachten für die Versicherung sollte erstellt werden. Der zuständige Prüfer hatte zwar keine genaue Ahnung, was für ein Auto er prüfte, aber eine Hilfestellung meinerseits (Literatur, Verkaufsanzeigen, technische Unterlagen, historische Belege) brauchte er trotzdem nicht. Er machte seine Fotos, fragte nach dem Kaufpreis, und 2 Wochen später hielt ich einen 350,- DM-Witz in der Hand : Der Wert betrug, trotz guter Noten, 8.000,- DM.
Ich sagte, dass dies kein realistischer Wert sei, woraufhin der Prüfer entgegnete, dass ihm bei der endgültigen Wertbildung die Hände gebunden waren. Das ist ja prinzipiell in Ordnung, dass eine zentrale DEKRA-Stelle den Wert festlegt, aber bitte nur, wenn sie auch weiß, was sie tut. Und das war hier offensichtlich nicht der Fall. Also sagte ich, dass ich der DEKRA die Möglichkeit geben wollte, den Wert zu überdenken, aber nein, es war nichts zu machen. Daraufhin zog ich (laut und noch bei der DEKRA) in Erwägung, meine Erfahrungen bei und mit der DEKRA diversen Oldtimer-Zeitschriften zu berichten. Daraufhin hieß es, dass ich mich gerne mit dem zuständigen, endgültigen Wertermittler in Stuttgart, unterhalten könne. OK, ich habe also in Stuttgart angerufen : "Ach ja, ich habe schon von unserem Prüfer gehört, dass sie sich melden wollten, wir ändern den Wert auf 12.000,- DM !". Immerhin eine Steigerung um lockere 50 %. Damit ließ ich es dann bewenden ...
Teil III meiner seltsamen Erlebnisse mit West-Institutionen rührt von einem Treffen mit dem TÜV : Erst machte der Prüfer nur große Augen. Als der freundliche, wenn auch leicht irritierte Prüfer dann die Fahrgestell-Nummer kontrollieren wollte und ich die Klappe im Frontteil öffnete, um ihm die Fahrgestell-Nummer an der oberen Federbeinaufnahme zu zeigen, legte er die Stirn in Falten und fragte, wo denn der Motor sei. Ich öffnete abschließend die Haube über dem Motor (das ist für alle, die es noch nicht wussten, der komplette hintere Fahrzeugbereich) und die Kinnlade des Prüfers fiel vollends herunter. Ich erklärte dem Prüfer in groben Zügen, was er denn hier vor sich hätte, und nach einem Check von Licht, Bremsen und einigen anderen elementaren Bauteilen hatte mein RS 1000 seine neue Plakette.
In Teil IV meiner seltsamen Begegnungen kam es dann zu einer Begegnung mit unseren Freunden in grün (und es waren nicht die Jäger !). Ich hatte den Weg zu meiner Arbeit schon geschafft und war gerade auf dem Parkplatz ausgestiegen, als ich von einem Mannschaftsbus, der schon ein paar Meter hinter mir hergefahren war, gestellt wurde. Allgemeine Fahrzeugkontrolle: Führerschein und Fahrzeugschein, und außerdem geht das linke Bremslicht nicht (Aha, na denn !). Zu dritt machten sich die Beamten über die Papiere und zu dritt über den Wagen her. Na bitte, da haben wir doch was : "4½-Zoll Felgen und 205er Reifen, das passt nicht !", sagte der Polizist ! Seine am Fahrzeug kontrollierenden Kollegen machten sich gleich über die etwas verschmutzten Felgen her und wischten mit ihren sauberen Beamten-Fingern wie wild, um Markierungen lesen zu können. Ich erwiderte, dass ich das mit den Eintragungen nicht beurteilen könne, weil ich von der Technik überhaupt nichts verstehe und generell nicht sicher sei, ob es überhaupt Zoll oder nicht sonst irgendeine Maßeinheit sei. Außerdem interessiere es mich auch nicht, da ja alles schließlich ordnungsgemäß eingetragen sei. Motivierend für die Freunde und Helfer wirkten dann doch noch bissige Kommentare meines damaligen Chefs sowie meines Bruders, die aus sicherer Entfernung fragten, ob es sich bei den kontrollierenden Staatsorganen eventuell um Rassisten oder mit Vorurteilen behafteten Menschen handele, da sie speziell ein Fahrzeug aus der ehemaligen DDR so kontrollierten. Doch die Markierung auf der Felge, die zwar verschmutzt, aber trotzdem original war, hielt auch klinisch reinen Polizistenfingern stand. Ergebnis : 15 Minuten Arbeit für 6 Mann, etwa 15 dreckige Finger, reichlich dicke Hälse und für mich im Endeffekt eine Mängelkarte: Bremslicht defekt. Ich sollte mein Fahrzeug innerhalb von 7 Tagen bei einer Polizeiwache vorführen, ansonsten wird das Fahrzeug umgehend stillgelegt. Alles klar, mach ich demnächst, wenn ich mal Zeit habe ...

Es sind schon einige seltsame Begegnungen, die man mit so einem Auto hat. Dazu kommen dann noch irgendwelche GSI- oder GTI-Fahrer mit psychischen Problemen, die es überhaupt nicht verkrafteten, dass es noch tiefere Autos gibt (ohne es eigentlich tiefer gelegt zu haben, denn 107 cm sind auch so schon echt tief) und Fahrer von Autos mit Stereoanlagen mit einigen 100 Watt kapitulierten angesichts eines eingetragenen Innengeräuschs von 93 dB (und das ist richtig laut!).
Aber abgesehen von diesen kleineren Problemchen macht das Auto einfach nur Spaß!

Bild ist in OriginalgrößeMelkus Schriftzug
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RS 1000-RENNSPORT-RAKETE AUS DRESDEN

2004-02-01 00:00:01 Geändert: 2008-09-04 17:44:06 (4) (Gelesen: 24022)
Ein ganzes Rudel neuer Rennsportwagen kam uns auf der "Bernauer Schleife" vor die Kamera. Der einstige Prototyp, der zu Ehren des 20. Jahrestages von einer sozialistischen Entwicklungsgemeinschaft unter Leitung von Meister des Sports Heinz Melkus in Dresden geschaffen wurde, hat also bereits zahlreiche Geschwister bekommen - Grund genug, den RS 1000 einmal näher vorzustellen.
RS 1000 Fronten
Rahmen (mit Y-Versteifung), Fahrwerk, Triebwerk - viele Teile stammen vom Wartburg 353.
Diese Seriennähe ist hinsichtlich der Ersatzteilbeschaffung vorteilhaft. Der formschöne, im Windkanal aerodynamisch getestete Aufbau besteht aus Alublech (Bug/Heckteil) und glasfaserverstärktem Polyester (Mittelzelle).

Das Heck
Nicht im Heck liegt der seriennahe Wartburgmotor (3 Vergaser, 70 PS bei 4500 U/min, max. Drehmoment 12 kpm bei 3500 U/min), sondern unmittelbar hinter den zwei Schalensitzen (Mittelmotor). Das Getriebe bekam einen zusätzlichen 5. Gang. Die Räder sind mit Gürtelreifen (155 SR 13) ausgerüstet. Eine Zweikreisbremsanlage (Wartburgbremsen) bietet erhöhte Sicherheit.

Das Cockpit
Kleines Sportlenkrad, Knüppelschaltung. Drehzahlmesser - typische Attribute eines Rennsportwagens. Spartanisch geht's nicht zu, der RS 1000 hat z.B. auch die leistungsstarke Wartburg-Heizung. Unterhalb der Flügeltüren liegen zwei Tanks (zusammen 60l).

RS 1000 Ansichten
So wird eingestiegen. Einstieg und Sitzposition erinnern an Pilotenkanzeln in Flugzeugen. Flügel hat der RS 1000 allerdings nicht. Dennoch; schnell ist er: 165 km/h, und in 12 s erreicht er aus dem Stand 100 km/h ! Der relativ leichte Wagen (680 kg) geht sparsam mit dem Kraftstoff (VK 88) um. Auf 100 km verbraucht der Motor 10 bis 13l Gemisch (1:33). Angesichts seiner beachtlichen Fahrleistungen ist das ein durchaus akzeptabler Wert. Seine Abmessungen: 4000 mm lang, 1700 mm breit und nur 1070 mm hoch !
Fotos: R.Leoni

Aus Der Deutsche Straßenverkehr 9/1970

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